„Du kannst mir auch ein Stück Erdbeertorte 🎂 durchs Telefon schicken!“
ich (am Telefon) zu meiner Mutter, die gerade Erdbeertorte gemacht hat
Kommt dir dieser Satz oder ähnliches bekannt vor?
Nicht immer können wir da sein, wo wir es gerade wollen, vor allem wenn wir im Ausland leben. Trotzdem wollen wir Kontakte aufrecht erhalten.
In meiner Kindheit machte das Modem noch Geräusche wie aus einer anderen Welt und das Internet war eine Vision, von der Geschwindigkeit des Seitenaufbaus ein paar Jahre später mal ganz abgesehen.
Die heutige Technik macht es möglich, innerhalb von Sekunden mit dem anderen Ende der Welt zu sprechen. Nicht zuletzt durch die Pandemie scheint Unmögliches weniger unmöglich.
Das Sprechen mit der deutschsprachigen Familie oder Freunden und Bekannten ist ein großer Schatz für dein Kind.
Es gibt dann nicht nur dich als Sprachquelle, sondern noch andere Menschen da draußen, die die gleiche Sprache sprechen. Wie wunderbar! Es macht für dein Kind wieder / noch mehr Sinn, die Sprache zu lernen und mit ihrer Hilfe zu kommunizieren...
Nun ist eure Situation aber vielleicht die folgende:
Dein Kind lächelt und grüßt die Oma nur kurz am Telefon, ist dann aber gleich wieder verschwunden? Oder grummelt es sogar bei dem Gedanken daran, auch videotelefonieren zu müssen?
Dann habe ich hier Ideen gesammelt, die dich und euch weiterbringen!
Ich stelle dir Möglichkeiten vor, wie du dein Kind im Onlinekontakt mit Familie und Freunden am Ball halten kannst, da wo kein Körper ist, den es knuddeln und anfassen kann, sondern nur ein Bildschirm.
Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist…
Bei diesem Spiel geht es darum, dass die fragende Person etwas (Gegenstand, Person, Tier…) aus einem Wimmelbild heraussucht und z.B. durch Nennen der Farbe einen Hinweis auf die Lösung gibt.
Die Rätselnden versuchen nun herauszufinden, was gemeint ist.
Je nach Alter können die Mitspieler oder Mitspielerinnen am anderen Ende eventuell variieren zwischen:
- … und das ist blau. Siehst du etwas Blaues?
- … und das ist blau. Man kann es anziehen.
- … und das ist blau. Es beginnt mit einem H.
- … und das ist blau.
Ihr könnt auch ein Wimmelbild im Internet suchen und euren Bildschirm teilen. Schule.at hat z. B. ein ganz besonderes Angebot mit mehreren Wimmelbildgeschichten, die ihr ganz frei nutzen könnt, um euch einfach darüber auszutauschen, Geschichten zu erfinden, vielleicht sogar etwas zu schreiben oder aber angeleitet Fragen zu stellen, in dem ihr bestimmte Szenen des Wimmelbildes anschaut.
Besitzt ihr sogar das gleiche Wimmelbuch, dann könnt ihr auch dieses verwenden. (Dies ist auch eine mögliche Geschenkidee für das Kind.) Eine weitere Möglichkeit wäre auch, das Bild zu zeichnen und per Email zu versenden, oder auch auf käufliche Wimmelbilder zurückzugreifen.
Wer bin ich?
Dabei geht es eigentlich darum, durch Ja/Nein-Fragen ( wie „Hast du vier Beine?“ oder „Bist du ein Säugetier?“) herauszufinden, welches Tier sich das Gegenüber ausgedacht hat, „zu sein“.
Je nach Alter kannst du nun unterschiedliche Varianten spielen.
- Du nutzt Bildkarten von Tieren und durch Kartenziehen wird vorgegeben, welches Tier gesucht wird.
- Das Kind bzw. die Mitspieler oder Mitspielerinnen denken sich das Tier aus.
- Mit 3-4 Sätzen wird das Tier beschrieben und als eine Art Rätsel gestellt.
- Es werden Tiergeräusche nachgeahmt und das entsprechende Tier muss erraten werden.
Meine Kinder spielen auch gerne die Variante, bei der Personen aus dem Freundes- und Verwandtenkreis gesucht werden. Diese Variante ist wirklich lustig und es hilft, die ein oder andere Person wieder einmal ins Bewusstsein zu holen.
Kinderlieder raten
Hier werden beliebte und bekannte Kinderlieder abwechselnd gesummt oder eventuell von den Lippen abgelesen. Das Lied soll dann erraten werden.
Dies ist eine wunderbare Möglichkeit, die Kinderlieder aus der eigenen Kindheit Revue passieren zu lassen und an die eigenen Kinder weiterzugeben. Aber auch Lieder, die heutzutage populär sind, können erraten werden. Es ist unterhaltsam und interaktiv. Einzige Voraussetzung wäre, dass die (meisten) Lieder allen, die mitspielen bekannt sind.
Mit Kindern gemeinsam zu singen ist generell eine sehr verbindende Tätigkeit und da ist es völlig irrelevant, wie schön du selber denkst, zu singen. Dein Kind wird es lieben. Der Spaß und die Verbindung stehen da im Vordergrund.
Vielleicht probierst du aber auch ein Lieder-Karaoke aus, zumindest wenn die Kinder bereits lesen können, ist das eine wunderbare Möglichkeit. Das einfache Mitsingen zu Videos oder Audios macht auch großen Spaß. Das geht wunderbar online. Teile einfach deinen Bildschirm oder stelle das Audio etwas lauter.
Zeigt euch gegenseitig eure Lieblingslieder. Da haben auch noch Teenager dran Freude und spüren die Verbindung.
Hierbei zeichnest du (möglicherweise sogar thematisch) das Bild zu einem Begriff, der dann anschließend geraten werden muss. Das ist natürlich auch umgekehrt möglich.
Die Umsetzung ist nicht ganz so trivial, aber nicht unmöglich: Richte die Handy- oder Computerkamera auf ein weißes Blatt und zeichne währenddessen. Dadurch kann der Kontakt etwas verloren gehen, aber das hängt vermutlich vom Kind ab. Probiert es einfach aus.
Viele Anbieter von Videotelefonie haben jedoch bereits ein Whiteboard integriert, was auch genutzt werden kann. Es gibt auch die Möglichkeit, ein externes Whiteboard zu nutzen und zu teilen. Das digitale Zeichnen ist aber mitunter nicht ganz so einfach.
Fingerspiele und Bewegungslieder
Viele Kinderlieder sind mit Bewegungen verbunden oder können schnell entsprechend umgesetzt werden.
Ganz klassische Fingerspiele wie “10 kleine Zappelmänner” oder “Himpelchen und Pimpelchen“ geben den Kindern auch Einblick in Traditionen.
Bald findest du auf diesem Blog eine kleine Sammlung an Fingerspielen und ein Video mit passenden Bewegungen. Sei gespannt!
Zeig es mir
Kinder haben meistens so viel, was sie gerne zeigen wollen, wenn ihnen zugehört wird.
Hierbei halten das Kind oder auch der/die Videotelefoniepartner/-partnerin etwas in die Kamera, was unbedingt Beachtung verdient. Dazu kann erzählt und vorgeführt werden. Das Kind bemerkt, es wird gehört, ihm wird zugehört. Es ist wichtig, was es zu sagen und zu zeigen hat. Was könnte mehr Verbindung schaffen.
Ein Tag in meinem Leben
Das Kind macht einen Tag lang Fotos oder malt Bilder von seinem Alltag, seinen Spielen, evtl. seinen Freunden etc. und teilt diese am Bildschirm. Dazu kann es erzählen und bei Bedarf auf Fragen antworten.
Zugegeben, hier ist etwas Planung nötig, jedoch bietet diese Aktivität einen großen Schatz an Austausch, Sprache und Teilhabe.
Auf meinem Blog kannst du regelmäßig Ausschnitte meines Alltages im Ausland sehen. Schau gerne in die Kategorie Rückblicke und Zukunftsblicke.
Vorlesen
Kinder lieben Geschichten. Sie lauschen deiner Stimme, deinen Worten und tauchen ein in eine besondere Welt ein.
Es ist nicht immer ganz einfach, deutschsprachige Bücher im Ausland zu bekommen, aber es ist nicht unmöglich. Die Onleihe des Goethe Instituts ist z. B. eine gute Anlaufstelle. Ich recherchiere gerade weitere Möglichkeiten an deutschsprachige Bücher und Magzine zu kommen. Familie und Freunde in Deutschland können aus dem Vollen schöpfen und Lieblingsbücher und -magazine besorgen – und natürlich vorlesen.
Ältere Kinder mögen vielleicht auch selbst etwas vorlesen.
Stadt, Land, Fluss
Die klassische Herangehensweise ist diese…
Bei diesem Spiel wird zu einem vorher bestimmten Buchstaben innerhalb vorher bestimmter Kategorien ein passendes Wort zu diesem Buchstaben gefunden. Wer alle Felder gefüllt hat, beendet das Spiel mit einem “Stopp!” und die einzelnen Ergebnisse werden vorgelesen und mit Punkten versehen.
20 Punkte, wenn Niemand sonst einen Eintrag hat
10 Punkte, wenn Niemand sonst deinen Eintrag hat
5 Punkte, wenn du mit einer anderen Person den gleichen Eintrag hast.
Abschließend werden die Punkte für alle Kategorien zusammengerechnet und aufgeschrieben. Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.
Es zwingt natürlich Niemand, Punkte aufzuschreiben und zu zählen. Nicht alle Kinder können das gut vertragen und der Fokus liegt auf der Videotelefonie.
Die klassischen Kategorien können natürlich auch verändert oder ergänzt werden.
Für jüngere Kinder bieten sich Kategorien wie “Name”, “Tier”, “Lebensmittel” an. Zum Mitspielen sollte es zumindest bereits den Anfangslaut in einem Wort erkennen können. Kann es noch gar nicht schreiben (Rechtschreibung ist hier nicht relevant), kann das Kind vielleicht malen, was es meint oder du schreibst stellvertretend.
Für ältere Kinder können die oben genannten Kategorien mit “Beruf” und z. B. “Pflanze/Baum” ergänzt werden.
Anstatt “Stopp!” zu rufen, kann dem Kind die Zeit gegeben werden, die es braucht und bis es der Meinung ist, keine Antworten mehr zu haben.
Viele Varianten sind denkbar. Du kannst es an deine Familie und eure Situation anpassen.
Brettspiele
Online-Plattformen wie BoardGameArena oder Tabletopia (englischsprachig) bieten eine Vielzahl von Brett- und Kartenspielen an, die man online mit anderen Spielern spielen kann. Dieser Service ist oft mit einer Anmeldung und für den Zugang zu einer großen Auswahl an Spielen auch mit Kosten verbunden. Das lohnt sich vermutlich nur, wenn sehr regelmäßig gespielt wird, aber das entscheidest natürlich du und dein Gegenüber.
Eine andere Möglichkeit ist, innerhalb einer Videokonferenz Spiele zu spielen. Dafür eignet sich nicht jedes Spiel und es ist sicher abhängig von Alter und Geduld der Kinder. Hier können aber Spiele wie Schach, Backgammon oder UNO gespielt werden, aber auch Memory oder Würfelspiele sind denkbar.
Das Spielbrett oder die Karten liegen auf dem Tisch bzw auf dem Tisch des Videopartners oder der -partnerin und Bewegungen können über die Kamera verfolgen werden. Die Kinder können dann entweder ihren Zug beschreiben oder vornehmen.
Es gibt auch viele Online-Spiele, die mit Kindern gespielt werden können, wie z.B. Minecraft oder Roblox. Diese Spiele sind interaktiv und erlauben es den Kindern, gemeinsam mit anderen Spielern zu spielen und ihre eigenen Welten zu erschaffen. Das ist dann eher für etwas ältere Kinder spannend.
Es gibt außerdem mobile Apps, die Brett- und Kartenspiele anbieten, die man mit anderen Spielern online spielen kann. Zum Beispiel gibt es Apps wie „Carcassonne“ oder „Ticket to Ride“, die für iOS und Android verfügbar sind und es Spielern ermöglichen, online gegeneinander anzutreten.
Ist dein Kind skeptisch? Versuche es mit den folgenden Tipps.
Tipps zur Umsetzung…
Wichtig bei all diesen Aktivitäten ist, es soll Spaß machen. Ist Zwang dabei, macht es einfach keinen Spaß mehr oder hat zumindest einen unangenehmen Beigeschmack.
- Mach dich locker, reagiere flexibel auf dein Kind. Nichts ist in Stein gemeißelt.
- Versuche evt. selbst in die Rolle zu schlüpfen und spielt gemeinsam.
- Nimm dein Kind in den Fokus und besprich Erwachsenenthemen einfach ein anderes Mal.
- Sei ein Vorbild. Biete dich als Vermittler bzw. Vermittlerin an.
- Nimm dir Zeit. Gib deinem Kind Zeit.
- Versuche es nach dem Motto: „Aufgaben ist keine Option!„
Das waren jetzt 10 Möglichkeiten, dein Kind am Ball zu halten, wenn das Videotelefonieren nicht so gut klappt und einige Tipps zur Umsetzung. Jetzt bist du an der Reihe. Ist etwas dabei, was du einmal ausprobieren möchtest? Oder hast du weitere Ideen? Schreib gerne einen Kommentar unter diesem Beitrag und lass uns in den Austausch kommen.
„Wer bin ich?“ mit Verwandten zu spielen hört sich lustig an, ich glaub, das mache ich mal mit meiner Mum 😅. Im Ernst, danke für die Tipps, ich habe hier nämlich zwei absolute (Video)telefonier – Muffel, vielleicht hilft das ja 🙂.
Haha…ja, das ist wirklich lustig. Danke für deinen Kommentar. Ich drücke dir die Daumen, dass etwas dabei ist, was hilft. Sag gerne Bescheid, was am Besten hilft. Das inspiriert bestimmt auch andere…
Lieben Gruß,
Ulrike