Mir ist wichtig, dass meine Kinder Deutsch verstehen und sprechen können. Im Ausland stehe ich damit hin und wieder vor Herausforderungen. Der folgende Artikel schildert einen typischen Moment, in dem ich versuche, eine Balance zwischen der Schulsprache und der deutschen Sprache zu finden. Es geht um den Umgang mit Besuch, der kein Deutsch spricht.
Es klingelt und mit einem Blick auf die Uhr rufe ich: “Macht Jemand bitte die Tür auf?” Natürlich kommt niemand, weil anscheinend nur ich die Klingel gehört habe und mein Rufen wohl auch nicht bemerkt wurde. Ich gehe also zügig zur Haustür und öffne diese. Vor der Tür der erwartete Besuch meines ältesten Kindes. Ich bitte sie herein, grüße den Vater am Treppenabsatz. Dann sage ich dem Mädchen: “She is upstairs in her room.” und bedanke mich beim Papa auf Englisch, sie abgeliefert zu haben, wünsche ihm einen schönen Tag und schließe die Tür. Soweit so unproblematisch…
Wir wollen später gemeinsam zu einer Schulveranstaltung. Mein großes Kind ist inzwischen mit ihrem Besuch in den Garten gegangen. Sie spielen Volleyball, die beiden Jüngsten haben sich zu ihnen gesellt. Ich rufe in den Garten: “Wir wollen gleich los. Wollt ihr noch etwas essen?” Die beiden Kleinen kommen herein, die beiden Großen nicht. Ich spreche mein großes Kind noch einmal direkt an: “Wenn ihr noch etwas essen wollt, solltet ihr jetzt kommen. Wir wollen bald losfahren.” Mein Kind antwortet, dass sie gleich kommen. Genauso unproblematisch?
Die Besucherkinder sprechen in der Regel kein Deutsch. Sollte oder muss ich sogar meine Sprache an die Schulsprache anpassen? Jein, denke ich. Ich sage dir, warum und wie ich vorgehe…
Ich bin die einzige deutschsprachige Bezugsperson und überhaupt Person im nahe Umfeld meiner Kinder, die Deutsch mit ihnen spricht. Sie hören täglich stundenlang die Schulsprache Englisch und 2-3 mal wöchentlich noch ein oder zwei Fremdsprachen. Diesem Missverhältnis versuche ich entgegenzusteuern. Eine Möglichkeit ist, dass ich möglichst viel Deutsch mit ihnen spreche, auch wenn Besuch dabei ist, der kein Deutsch versteht.
Ist das nicht respektlos, dem Besuch gegenüber? Ich denke NEIN, solange ich ihn nicht explizit ausschließe, also beispielsweise über den Besuch in deutscher Sprache spreche. Ich versuche mit ein paar kleinen Anpassungen zu verhindern, dass der Besuch sich ausgeschlossen fühlt:
Manchmal übersetze ich die Dinge einfach parallel oder meine Kinder tun es schon selbst (wie heute geschehen). UND ich spreche natürlich mit dem Besuch in der Schulsprache, wenn ich direkt mit ihm spreche. In einer eng gesteckten, gemeinsamen Situation (Autofahrt) spreche ich auch mal die Schulsprache zu allen, aber das versuche ich eher zu verhindern und oft sind das nur sehr kurze Sequenzen.
Möchtest du dies auch einmal ausprobieren, hast aber Zweifel? Schreibe mir gerne einen Kommentar und wir können uns das gemeinsam anschauen.
Kann man da nicht mal eine Ausnahme machen? Warum so eng sehen?
Grundsätzlich kann man das, immer! Ich persönlich bin absolut dafür, individuell zu schauen. Die Beziehung zu meinem Kind hat für mich oberste Priorität. Ich möchte jedoch auch nicht unerwähnt lassen, dass dies Konsequenzen hat. Es besteht die Gefahr, dass es sich immer normaler anfühlt, in der Schulsprache mit dem Kind zu sprechen. Die deutsche Sprache schleicht sich dann möglicherweise weiter langsam aus. Abhängig von deinen Zielen, triffst du hier die Entscheidung für euch.
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