Ulrike’s DEUTSCH Werkstatt

von einem Kind gezeichnete Bilder in einem Quadrat layo

Reiz·wort·ge·schich·te

die; Substantiv

Eine Form des Aufsatzes, der vor allem in der Grundschule Anwendung findet. Hier werden so genannte Reizwörter (etwa 3-4) zu einer spannenden Geschichte mit Einleitung, Hauptteil und Schluss verwoben. Am Ende gehört noch eine auffordernde Überschrift dazu.

Überschrift

Nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her: “Gleich wird es wohl soweit sein.“, dachte sie. “Es tut mir leid Kinder, dieses Jahr werden die Sommerferien wohl nicht so, wie ihr euch das vorgestellt habt.”, hörte sie den Lehrer sagen. Sie verstand nicht, was er damit meinte, doch niemand schien irritiert zu sein. Dann hörte sie die erlösende Glocke. Ihre Gedanken wurden abrupt unterbrochen. Sie befand sich mitten im Trubel. Alle Kinder rannten wild durcheinander, packten ihre Tasche, leerten noch die letzten Utensilien aus ihren Fächern. Der Lehrer versuchte, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen, doch auch ihm war die Ferienreife anzumerken. Alle hatten sich diese Auszeit verdient.

Mia nahm ihre Tasche, winkte zu ihren Freundinnen herüber und … und erinnerte sich, dass sie diese die nächsten Wochen nicht sehen oder sprechen würde. Sie spürte einen Stich in ihrem Herzen und wurde traurig. Sie würden, wie so viele in ihrer Schule, nach Hause fahren. Sie blieb wohl allein zurück. Was sollte sie tun? Sie ging zu ihnen herüber und trotz der Freude über die Ferien, war ihr so gar nicht zum Lachen zumute.

Nora erzählte gerade davon, dass sie erst nächste Woche nach Norwegen fliegen würde – bis dahin konnte sie sich noch verabreden. Sofía meinte, ihre Eltern hätten die Taschen bereits gepackt. Sobald sie nach Hause käme, würde sie mit ihnen zum Flughafen fahren und nach Buenos Aires fliegen. Sie würde die Ferien bei ihren Großeltern verbringen. Sanya sagte, dass auch sie verreisen wollten, aber ihre Mutter hatte sich in ihrem letzten Jahr in Ägypten entschieden, eine Bootsfahrt auf dem Nil in Richtung Süden für alle zu buchen.

Betretenes Schweigen.

Plötzlich schauten alle drei Mia an. Was machst du eigentlich Mia? Schon zuvor hatten die Vier sich hin und wieder darüber unterhalten, was sie in den Ferien tun würden. Mia wusste es tatsächlich nicht. Ihre Eltern hatten ihr diesmal nichts gesagt, sie ging also davon aus, dass sie da bliebe. Vermutlich würden sie Tagesausflüge machen oder mal ein Wochenende verreisen, aber alles in der Nähe. Sie wusste, ihr Vater würde arbeiten müssen. Die Freundinnen nickten verstehend.

Inzwischen war der Klassenraum leer, der Lehrer drängte zur Eile. Die Mädchen verabschiedeten sich kurz und jede ging ihrer Wege.

Auf dem Weg zum Bus hing sie ihren Gedanken nach und auch auf der Fahrt zu ihrem Compound, der eine halbe Stunde entfernt war, blieb sie gedankenversunken. Ihr fielen die Worte des Lehrers wieder ein: “…nicht so wie ihr euch das vorstellt.”, was hat er damit gemeint? Die anderen haben gar nichts gesagt, haben sie es etwa nicht gehört? Sie hatte keine Ahnung wie ihre Ferien aussehen würden, ohne ihre Freundinnen und ohne die Fahrt nach Deutschland. Es war das erste Mal, dass sie zu Hause blieben.

Nach der Sicherheitskontrolle fuhren sie die Straße entlang. Ein Haus nach dem anderen, eins größer und prächtiger als das andere. Sie hatten lange nach einem bezahlbaren Haus gesucht, dessen Wände nicht feucht und brüchig gewesen sind. Sie fuhren zur Nummer 20, schon von weitem sah sie beide Palmen, die jeden Tag auf sie warteten. Die in allen Farben blühende Hecke säumte die Mauer und zusammen mit dem eisernen Tor erinnerte die Gestaltung an wohlhabende Zeiten. Der Fahrer hupte und ließ sie aussteigen. Die Tür öffnete sich und Adjoa kam heraus, um ihr mit der Tasche zu helfen.

Zusammen gingen sie ins Haus und der Bus fuhr weiter. Zuerst zog sie ihre Schuhe aus. Sie war am liebsten barfuß, jedoch waren in der Schule nur geschlossene Schuhe erlaubt. Adjoa brachte ihr eine Schüssel mit warmem Seifenwasser. Jeden Tag, wenn sie aus der Schule kam, wusch sie sich zuerst ihre Füße. Leider hatte sie die Käsefüße ihrer Mutter geerbt. Nachdem sie sich die Füße abgetrocknet hatte, nahm sie ihre Sachen und lief in ihr Zimmer in der oberen Etage. Sie warf alles in eine Ecke und ließ sich auf das blaue Sofa fallen.

Sie musste eingedöst sein, denn als sie aufwachte, war es bereits dunkel draußen. Mia schaute so gerne aus dem Fenster, sah den hupenden Autos zu und beobachtete vorbeigehende Menschen. Doch sie sah gar nichts. Ob du es glaubst oder nicht, aber der Regen prasselte so gewaltig, dass ihr der Blick versperrt wurde. Es regnete. Es regnete tatsächlich!!! Innerlich hüpfte ihr Herz, denn sie mochte den Regen, der hier so rar war wie Wiener Würste. Lächelnd und voller Schwung lief sie die Treppe hinunter.

“Mama, es regnet.”, rief sie noch auf der letzten Stufe. Ihre Mutter nickte zustimmend und lächelte. Mia glaubte ganz fest, dies wäre ein Zeichen…

Fortsetzung folgt…

Regen von einem Kind gezeichnet. Oben Wolken, schraffiert, Unten ein Hugel mit Grasbüschel, in der Mitte der prasselnde Regen. Sehr einfach, fast Kritzeln